So, nun bin ich, so denke ich, auf einer heißen Spur. Dank Euch! Die Hinweise auf die Feder und die Bohrung ließen mich nochmal nachdenken und Gedankengänge hochholen, die ich, aus welchen Gründen auch immer, wieder verworfen hatte. Ich hab eine Erklärung für die Meßergebnisse und vielleicht ne Theorie, wodurch das Problem zustande kommt.
Erst mal dazu:
Zitat:
dann darf der öffnungsbeginn nicht unter 0,4 bar sein.
ich hab zweifel ob bei 3 bar öffnungsbeginn an der einlassnadel, sprit kommt.(wurden doch 3 bar am vergaser der 034 ursprünglich gemessen ?)
Die 3 bar wurden an meinem 'alten' originalen 034 Vergaser gemessen, ja.
Das mit den 0,4 bar ist die gleiche Sache, die ich mit den "mindestens 10 PSI reseat pressure" meinte. 10 PSI = 0,7 bar, also die 0,4 bar mit entsprechender Sicherheitsreserve. Die Benzinpumpe produziert diese 0,4 bar (mit neueren Membrantypen ist der Druck angeblich noch ein wenig höher), der muß auf jeden Fall durch die Federkraft mindestens aufgebracht werden. Wenn nicht, überwindet die Benzinpumpe die Kraft immer und die Säge würde permanent voll absaufen.
Das is aber der einzige Aspekt, wenn es um den Druck direkt geht. Die gemessenen 3 bar müssen ja nie wirklich aufgebracht werden. Es ist nur eine gemessene Hilfsgröße, deren Sollwert man empirisch kennt. Man führt ja einen Test durch, der im Prinzip nur auf das reale Verhalten schließen läßt, aber simuliert dabei nicht das reale Verhalten.
Beim Test geb ich von unten Druck drauf, bis die Nadel öffnet. In der Realität drückt oben die Membran auf den Hebel und der zieht die Nadel hoch. Der Hebel IST ein Hebel und heißt nicht nur so, also Hebelgesetz. Die Membran muß keine große Kraft aufbringen, um die Nadel zu heben.
Der Test wird wohl so durchgeführt, weil man die Abdrückpumpe ja eh schon hat wegen Vergaserdichtheit, Kurbelgehäuse usw. und die Federkraft der Feder blöd zu messen wäre. Zudem entdeckt man über die Druckprüfung eine Undichtigkeit am Sitz, das ginge mit einer Kraftmessung nicht.
Nun kommen wir zum Knackpunkt der Sache und meiner Erklärung, ich hoffe ich habe keinen Denkfehler, wenn dann bitte korrigieren:
Das dumme in dem Kontext ist das 'pop off pressure' Konzept. Wir MESSEN einen Druck und ziehen darüber Rückschlüsse auf eine KRAFT. Druck = Kraft pro Fläche.
Gedankenexperiment: 2 Vergaser, 2 mal die gleiche Feder, gleicher Regelhebel, gleiche Nadel, gleiche Sitztiefe. Aber ein Unterschied: Bei einem Vergaser hat die Bohrung die doppelte Querschnittsfläche als beim anderen.
Jetzt mach ich den popoff test. Beim Vergaser mit der halben Fläche erhalte ich den doppelten pop off Druckwert. Weil: Druck = Kraft pro Fläche. Kraft ist über die Feder und den Hebel die gleiche, Fläche wird halbiert, Druck wird verdoppelt.
Das ganze haut auch faktisch bei gleicher Nadel so hin, weil die ja einen Konus hat. Die eine Nadel taucht halt etwas tiefer ein, die andere etwas höher.
Soweit das Gedankenexperiment.
Und nun natürlich der Clou: Es ist nicht nur ein Gedankenexperiment, es ist Realität
Wenn ich meine beiden Vergaser zerlege und reinschaue, dann hat mein Originalvergaser eine deutlich schlankere Bohrung als mein Chinanachbau!
So, und nun kommen wir zu dem:
Zitat:
Es kann also sein, dass bei den Membrankits falsche Federn dabei sind. Zumindest sind damit verschiedene Federn im Umlauf.
Damit muß es was zu tun haben.
Ich denk einfach mal laut nach:
Ich ging bei meinem Originalvergaser wohl irrtümlich davon aus, dass da alles original ist. Ist natürlich quatsch, der Vergaser ist 30 Jahre alt, der hat schon mal Überholsätze spendiert bekommen. Und ich selber hab einen weiteren Nichtoriginalüberholsatz geordert und dann noch der Chinanachbauvergaser. Also 3 mal Nachbaufeder. Ich gehe sogar davon aus, dass eine Stihl Originalfeder möglicherweise nix ändern wird. Weil ich folgende Theorie habe: Die Überholsätze decken ja die ganze Vergaserserie ab, mit verschiedenen Subtypen im Wandel der Zeit und orientieren sich dabei vermutlich am aktuellen. Bei der 034 kommt ein Zama C3A rein, mein original ist der Subtyp S4, es gab da aber auch S19, S31, S39 und weitere. Da wird nicht unterschieden, der Überholsatz ist für C3A. Immer die gleiche Feder. Diejenige Feder, welche in meinem Chinanachbauvergaser die korrekten 1,3 bar popoff produziert und die gleiche Feder, die in meinem Originalvergaser 3 bar popoff produziert.
Man müsste jetzt nachsehen, ob es verschiedene Stihl Erstazteilnummern für die Feder zugehörig zu S4 oder S39 usw. gibt. Wenn es verschiedene Ersatzteilnummern gibt und sich dahinter auch tatsächlich verschiedene Federn verbergen, dann würde die Originalfeder den Erfolg bringen.
Ich hab sogar ne weitere Theorie: Vom S4 Vergaser Subtypen gibt es auch mehrere Revisionen, wenn man bei Zama guckt S4A, S4B, S4C. Bei meinem steht einfach S4 drauf. Vielleicht war das so ein Vortyp, Prototyp, Testteil, was auch immer, und der wurde so einfach verbaut. Alles denkbar. Oder eben im Verlauf von S4A bis S4C hat sich die Bohrung verändert.
Die genauen Hintergründe kenne ich nun nicht, aber ich denke ich weiß nun zumindest, wieso meine Meßergebnisse so zustande kommen.
Vielleicht hat ja jemand von Euch Zugriff auf die Ersatzteillisten und könnte da mal Detektivarbeit leisten. Ich hab nur ne Liste da mit den Typen S19, S31 und S39, da is die Stihl Nummer für die Feder immer die gleiche. Preisfrage wäre also, ob die Originalfeder für Zama C3A S4 auch die gleiche ist. Wenn ja, dann wurde im Verlauf der Entwicklung einfach die Bohrung vergrößert (wodurch sich der gemessene pop off Wert erhöht); wenn nein, dann hab ich das Problem selber verursacht durch Verwendung von Nachbaugelumpe
Achja, es bleibt dabei natürlich noch der Punkt, welche Auswirkungen das auf die Realität hat. Meine Theorie mit dem Druck und der Kraft beschreibt ja nur den Teil, warum in einem Fall ein deutlich höherer popoff gemessen wird. Aber das ist dann alles in der Realität komplexer: Der Bohrungsquerschnitt ist anders, es kann aber dadurch oder zusätzlich die Bohrungstiefe anders sein. Und mit der Querschnittsänderung ändert sich die "Spritdurchflußmenge pro Hubhöhe der Nadel". Und möglicherweise Effekte am Sitz selber, der Umfang / Kontaktfläche / Kontaktring is ja auch anders bei anderem Querschnitt. Und dann noch der Winkel des Konus usw. Da spielen soviel verschiedene Sachen dann rein.
Ich weiß natürlich auch nix drüber, welche Bohrungen die verschiedenen Vergaser haben (original, Nachbau, genauer Typ) und welche Abweichunges es sonst noch in dem Kontext gibt.
Am Ende kann man nur sagen dass ein erhöhter pop off wert (den man eben messen kann) darauf hinweist, dass die Feder zu stark ist oder entsprechend umgekehrt. Und dass es einen empirischen Sollwertbereich für den pop off gibt.
Der Umweg über den pop off macht das ganze etwas unnötig kompliziert. Weil einfach ausgedrückt is es doch so simpel, dass in meinem Vergaser die Feder einfach zu stark war. Aber klar, soll man statt Druck messen nun die Feder irgendwo fixieren, Gewicht dranhängen und Auslenkung messen? Auch unschön.
Da Alterung, Fertigungstoleranzen usw. eine Rolle spielen, reicht es im Zweifelsfall auch nicht, einfach ne neue Feder reinzumachen (original) und gut isses.
is auch ein kein Problem, da man über die Änderungen an der Feder ja eingreifen kann
Es schließen sich so auch einige Kreise in der Diskussion. Nederbelg hat ja gemeint, dass sich seine 034 exakt gleich verhält. Ja, möglicherweise eben weil hier der exakt gleiche Sachverhalt gegeben ist
Und es wurde ja angemerkt, dass in einem Überholsatz nicht alles drin ist, um einen Vergaser wieder wie neu zu machen. Ja. Es is entweder die falsche Feder für meinen Fall drin, oder es is kein Sitz oder eine entsprechende Geometrie mitreingepackt
Das Interessante dabei ist eben, dass das bei mir vorliegende Problem nicht durch die klassische Definition von "Defekt" erklärt wird.
Alles ganz schön kompliziert.
Hauptsache die Säge läuft nun wieder so wie sie soll, und das tut sie
Und dazugelernt hat man auch noch was. Was will man mehr?
Nochwas fällt mir ein:
Ein niedriger pop off Wert (bzw. eine niedrige Federkraft) is aus meiner Sicht schon erstrebenswert.
Volllast versucht man fett zu halten wegen Kühlung und Schmierung, Leerlauf versucht man fett zu halten wegen besserem Beschleunigungsverhalten. Konsequenterweise gehört dann der mittlere Teillastbereich auch fett gehalten. Und genau das geht über eine möglichst geringe Federwirkung. Idealerweise so schwach wie möglich, dass eben der Benzindruck noch blockiert wird und den Vibrationen standgehalten wird, aber eben auch nicht recht viel höher. Dann is auch Teillast ausreichend fett und man muß auch nicht mehr mit L den Leerlauf künstlich so stark anfetten, wo man doch eigentlich das Beschleunigungsverhalten verbessern will und nicht die Rauchfahne im Leerlauf vergrößern will
Die Hersteller gehen da wohl eher auf Nummer sicher, aber als Anwender kann ich es ja, sofern ich es will, genau passend 'tunen'.
In meinem Fall ist die gefühlte 'Belohnung' recht groß: Vor der Maßnahme war die Säge eher digital zu verwenden, also Leerlauf oder Vollgas. Nun kann ich sie so verwenden, wie man das halt intuitiv gerne hat: Mein Finger bestimmt die Drehzahl, und die geht von 3000 bis 13000 lückenlos. Mit Sicherheit ergibt sich über den Drehzahlbereich nicht überall der gleiche Lambdawert, aber er sollte überall im grünen (oder gelben) Bereich sein. Vor der Maßnahme ging die Säge beim langsam hochdrehen ja fast aus vor Abmagerung. Das nenn ich roten Bereich.
Sorry, schon wieder nen Aufsatz geschrieben. Ich kann wohl nicht anders