Ich hab mich inzwischen weiterhin mit meiner Säge beschäftigt und wie ich nun mal bin, so lange keine Ruhe gegeben, bis ich nun vollständig zufrieden bin
Die Säge läuft nun PERFEKT (so perfekt eine 30 Jahre alte Säge halt laufen kann).
War alles gar nicht so leicht rauszubekommen, aber nun ist alles im Griff.
Bei den beschriebenen "Problemen" spielten 3 verschiedene Sachen parallel eine Rolle (was dann die Diagnose eben sehr schwierig macht):
1. leichte Falschluft durch einen leicht undichten Wellendichtring
2. massiv erhöhter "pop off pressure"
3. fuel pooling
zu 1.
da greif ich doch spontan zu diesem Zitat:
Zitat:
Zitat:
Also Wedis dicht?
die prüfung haben sie bestanden
Exakt so ist der Sachverhalt.
Nachdem ich die Schwankungen nicht so ganz in den Griff bekam, nahm ich eben doch die Wedis in Angriff.
Nach dem Tausch beider Wedis wurde der Leerlauf stabil. Der Leerlauf konnte nun auch weiter runter geregelt werden mit LA, läuft weitaus konstanter, es ergibt sich ungefähr die gleiche Leerlaufdrehzahl nach Last, nach längeren Leerlaufphasen usw.
Was lerne ich daraus? Das Abdrücken ist bezüglich Wedis nicht hilfreich.
Bei total zerstörten Wedis haut das Abdrücken natürlich schon hin, aber wohl nicht, wenn das noch im Anfangsstadium ist.
Die Pumpe kann man trotzdem gut brauchen, fürs Vergaser abdrücken, für die Überprüfung des "pop off pressure" (siehe 2.) und auch fürs Kurbelgehäuse.
Ich interpretier das dann nur so: Wenn beim Abdrücken vom Kurbelgehäuse kein Druckabfall festzustellen ist, ist vermutlich so einiges dicht (Gehäusedichtung, Vergaserflansch, Zylinderdichtung, Zündkerze), aber es heißt nicht, dass die Wedis 100% ok sind. Die scheinen eben bei Hitze und Drehung undicht werden zu können und dabei kalt vollkommen intakt zu sein. Bei mir war kalt alles zu 100% dicht; ich hab auch mal eine dichtigkeitsprüfung bei einer sehr warmen Maschine versucht, auch bestanden. Ganz heiß ging nicht, weil sonst mein Fahrradschlauch als Auspuffverschluß wohl dahingeschmolzen wäre...
Man kann halt heiß + Drehung schwer prüfen, von dem her scheint die Wedisache leider tatsächlich auf prophylaktisches Tauschen auf Indizien hin hinauszulaufen.
Optisch sah bei mir alles wunderbar aus und Prüfung mit Druck und Unterdruck war 100% dicht, is schon krass, was sich da bei der heißen Maschine dann tut und es auch gleich einen durchaus spürbaren Einfluß hat.
Habe somit gelernt, dass ein Kurbelgehäuse nicht relativ dicht, sondern SEHR dicht sein muß
zu 2.
Jetzt sind wir beim Vergaser angelangt.
Mein Chinanachbau offenbarte einen undichten Einlaßnadelsitz, somit machte ich wieder Experimente mit meinem vermeintlich defekten Original Zama Vergaser.
Er ist nicht defekt
Jetzt kommt mal wieder ein Konzept ins Spiel, über das ich mehr in den amerikanischen Foren gelesen habe, in deutschen Foren eher weniger, "pop off pressure".
Ich versuchs mal kurz (
) in eigenen Worten zu beschreiben, statt entprechendes zu verlinken:
Im Vergaser sitzt die Einlaßnadel, um die Spritzufuhr zu regulieren. Es sitzt der Regelhebel drauf, der wiederum durch eine Feder hochgedrückt bzw. durch die Membran nach unten gedrückt wird.
In dem Zusammenhang wird ja gerne auf die Reglerhebelposition (meist bündig mit Vergaserkante) verwiesen. Zu hoch führt dazu, dass die Membran früher und leichter runterdrücken kann, also Tendenz fett. Zu niedrig führt dazu, dass die Membran sich schwerer tut, also Tendenz mager.
Natürlich spielt dabei auch die Feder selber eine Rolle, also wie hart oder weich sie ist (hart->mager, weich ->fett). Und natürlich der Querschnitt des Nadelsitzes und die Abdichtung zwischen Nadel und Sitz.
Dieser ganze Mechanismus beeinflußt physikalisch bedingt Leerlauf und Teillast, Volllast ist so gut wie nicht betroffen, außer wenn irgendwas total ausm Ruder ist (Feder nicht vorhanden, Hebel total verbogen,...).
Was ist pop off pressure?
Es ist eine Testgröße, die gute Hinweise auf das Betriebsverhalten liefert, und so wird sie ermittelt:
Vergaser ausbauen, beide Seiten Deckel, Dichtungen und Membranen runter, Spritsieb raus. Im Bereich der Nadel Öl rein (Zweitaktöl, WD40,...). Pumpe zum Abdrücken mit entsprechenden Adapter bestücken und von unten (da wo das Sieb war) ankoppeln und langsam pumpen.
Von oben drückt ja der Hebel durch die Feder runter und durch das Öl ist das ganze dicht. Beim Pumpen wird irgendwann der Punkt erreicht, wo die Nadel aufmacht. Wenn man gaaanz vorsichtig pumpt, geschieht das vielleicht langsam, in aller Regel kann man so feinfühlig gar nicht pumpen, die Nadel öffnet "explosionsartig" mit einem "plopp".
Englisch eben "pop off". Man liest am Manometer der Pumpe den Druck ab, bei dem dies passiert. Nach dem Plopp stellt sich ein weiterer Druck ein (englisch "reseat pressure"), der stabil bleiben sollte. Den auch merken.
Die Messung zur Mittelung vielleicht noch 2x wiederholen, zwischendurch immer mit Öl gut befeuchten.
So, was bringt das Ganze?
Zuerst mal sehe ich, ob die Nadel gut abdichtet. Beim Aufpumpen sollte bis zum plopp der jeweilige Druck gehalten werden. Und der sich einstellende Druck nachdem Plopp sollte dann auch konstant anliegen. Ist das nicht der Fall, ist die Nadel defekt oder der Sitz.
Nun gilt es die gemessenen Werte einzuordnen:
Die Vergaser sind allesamt recht ähnlich aufgebaut, also gibt es einen "ordnungsgemäßen" Wertebereich gemäß Erfahrung: Der pop off pressure sollte sich in einem Bereich von ca. 0.8 bis 1.3 bar bewegen (12-19 PSI) und der reseat pressure > 0.7 bar (10 psi) sein.
Was passiert außerhalb dieses Bereichs?
Wenn der Druck sehr klein wird, also gut unter 0,7 bar angesiedelt ist, kommt man in den Bereich des Druckes der Benzinpumpe im Vergaser, d.h. irgendwann ist der Gegendruck durch die Feder so klein, dass der Druck der Benzinpumpe die Nadel quasi immer offen hält, absaufen garantiert. Zum anderen vibriert eine Säge natürlich mächtig, und wenn der pop off pressure niedrig ist, wird die Nadel ja recht lasch in den Sitz gedrückt, wodurch bei Vibration die Gefahr besteht, dass Sprit leichter an der Nadel "durchsickert", also auch von dem her Anfettungsgefahr.
Wenn der pop off pressure sehr hoch ist, geht die Sache in die andere Richtung, nämlich Abmagerung. Die Feder drückt stark und verhindert so die ausreichende Spritzufuhr.
Für Vollast spiel das alles eine sehr geringe Rolle, weil in dem Betriebszustand die Nadel quasi immer offen steht.
Die L und H Nadeln kommen technisch erst "nach" dieser Regeleinheit. In gewissen Grenzen kann man mit L einen fehlerhaften pop off pressure entgegenregeln, aber mit Nebeneffekten.
Wenn der pop off zu hoch ist, dreht man dafür L weiter auf. Damit läuft der Leerlauf künstlich zu fett und man hat einen kleinen Puffer für fürs hochlaufen. Oder umgekert, wenn der pop off recht niedrig ist, dreht man L weiter zu. Leerlauf läuft dann künstlich etwas zu mager, damit dann beim hochlaufen nicht zu arg überfettet wird.
Oder man muß es korrekterweise noch mal anders sehen: L und pop off beeinflussen beide den unteren Drehzahlbereich. Nur ist es so, dass man "von außen" nur an L rankommt, und somit kann man von außen sich nur für eines entscheiden: entweder korrekter Leerlauf oder korrektes Wegziehen/Teillastbereich. Will man beides, muß eben auch der pop off stimmen.
Ohne irgendwas über pop off zu wissen, macht auch jeder beim einstellen das dann intuitiv richtig, man schraubt an L solange rum, bis die Säge gut Gas annimmt und im Leerlauf weder ausgeht noch raucht.
Das geht auch so lange gut, wenn der pop off in einem vernünftigen Bereich liegt.
Bei mir tat er es nicht
Er lag bei mir bei fast 3 bar! Also viel zu hoch. Also viel zu mager für Teillast. Somit verantwortlich für mein beschriebenes Drehzahlloch. So extrem, dass es mit L nicht zu beheben war.
Das war alles Diagnose, nun sind wir beim Einstellen. Man muß ja was ändern können, wenn was nicht stimmt.
Geringfügige Abweichungen funktionieren über biegen des Regelhebels. Geht man hoch, wird parallel auch die Feder entlastet, der pop off geht runter. Umgekehrt kann man einem zu niedrigen pop off durch Runterbiegen des Reglerhebels begegnen.
Das geht aber wirklich nur bei kleinen nötigen Änderungen.
Braucht man mehr (so wie ich), gehts ran an die Feder. Beste Variante wäre eine andere Feder mit anderer Federhärte. Muß man rankommen und auch die Werte kennen usw., schwierig. Also ran an die bereits vorhandene Feder.
pop off zu niedrig: Feder vorsichtig langziehen ist eine Variante, nämlich die gefährlichere. Einmal zu viel gezogen und man kann die Feder vergessen. Zweite und bessere Variante: Unter die Feder was unterlegen, Metallscheibchen (kleine Unterlegscheiben oder aus Blechdose was ausschnippeln). Dadurch wird der pop off erhöht.
pop off zu hoch: Feder komprimieren und dabei erhitzen. Also Feder in Schraubstock rein und dabei mit Feuerzeug / Heißluftföhn gut erhitzen.
Das senkte bei mir den pop off immerhin schon mal auf humane 1,7 bar runter. Noch zu wenig runter, aber es gibt eine weitere Methode: Federgänge abknipsen. Schere, Nagelknipser, Seitenschneider, was halt geht. Langsam vorarbeiten, immer nur einen halben Gang auf einmal.
So hab ich dann meinen pop off auf 1,3 bar runtergesetzt.
Was soll ich sagen? Das Drehzahlloch ist zu 100% verschwunden. Mein alter Originalvergaser verhält sich nun wie der Chinanachbau mit Teillastdüse, kein Unterschied.
Witzig: der Chinanachbau hat einen pop off von 1,3 bar
Somit scheint die Teillastdüse gar nicht sooo zwingend erforderlich zu sein, sondern unter Ausnutzung aller Möglichkeiten bekommt ein Vergaser ohne diese Institution auch ein recht ordentliches Teillastgemisch hin