Ich würde zum Verständnis von dem ganzen die Vergasereinstellschraubenstellung (schönes Wort) nicht mit Drehzahl oder Last kombinieren, sondern mit Drosselklappenöffnung.
Der Vergaser hat eine oder mehrere Bohrungen/Düsen in der Nähe der geschlossenen Drosselklappe. Luft rauscht durch den Luftfilter durch den Vergaser in den Motor und nimmt sich dabei Sprit durch diese "Leerlaufdüse" mit und zwar bei fast geschlossener und auch bei weit offener Drosselklappe.
Zum anderen gibt es eine weitere Düse mehr in der Mitte des Vergasers, die Hauptdüse. Dort wird Sprit vom Luftstrom nur mitgenommen, wenn die Drosselklappe weit geöffnet ist.
Die Spritzufuhr der Leerlaufdüse wird über die L-Schraube geregelt, die Spritzufuhr der Hauptdüse über die H-Schraube.
Ich kann z.B. ein klein wenig Gas geben ohne Last, die Maschine dreht sagen wir mal 7000, ich berühre Holz mit der Kette, ich ändere nix am Gas, die Drehzahl geht auf 4000. Bei dem Beispiel kommt die Haupdüse gar nicht ins Spiel, weil die Drosselklappe dafür einfach zu wenig geöffnet ist.
Ab einer bestimmten Drosselklappenstellung kommt die Hauptdüse ins Spiel und bei weiterer Öffnung immer mehr, das ist keine harte Grenze.
Anderes praxisgerechteres Beispiel ist: Vollgas ohne Last, dann Kette ins Holz. Leerlauf- und Hauptdüse liefern volles Rohr Sprit. Ohne Last dreht Maschine 13000, mit Last gehts runter entsprechend der Last und der Kennlinie des Motors. Die Last hängt von der Kettenschärfe, den Tiefenbegrenzern und vom drückenden oder nicht drückenden Nutzer ab
Bei richtig scharfer Kette und vielleicht etwas stärker weggenommenen Tiefenbegrenzern kann das Gewicht der Maschine beim Ablängen möglicherweise von alleine ohne Drücken die Drehzahl maximaler Leistung nach sich ziehen. Hat man es mit den Tiefenbegrenzern arg übertrieben, muss man die Maschine vom Zubeissen gar abhalten
Zusätzlich drücken kann man immer. Bei unscharfer Kette und hochstehenden Tiefenbegrenzern läuft die Maschine zu schnell und nicht im optimalen Drehzahlbereich höchster Leistung, dann ist manch einer geneigt stärker zu drücken als zu schärfen.
So, nun zum Einfluß der L-Schraube.
Der hängt vom Leerlaufsystem des Vergasers ab, ist es abhängig oder unabhängig.
Unabhängig: L und H Schraube regeln zwei "Spritleitungen" unabhängig voneinander, die laufen also parallel. Also jeweils Sprit von der Spritkammer im Vergaser zur jeweiligen Einstellnadel und dann zur jeweiligen Düse. Dies hat zur Folge, dass man mit L nicht nur den unteren Drehzahlbereich (so gewollt) sondern auch den oberen Drehzahlbereich (ungewollt) beeinflusst. Sprich: man stellt z.B. mit H die lastfreie Maximaldrehzahl ein. Das Gemisch für weite Drosselklappenstellung (-> höhere Drehzahlen, höhere Lasten) wird durch Leerlaufdüse und Hauptdüse gebildet. Irgendwann im Wald hat man das Gefühl, dass L zu fett eingestellt ist. Man dreht L rein, Leerlauf magerer, paßt. Und hat nun ungewollt den oberen Drehzahlbereich nun auch mitabgemagert.
Umgekehrt hat H keinen Einfluß auf L.
Also im Sinne der Fragestellung des Threads: L regelt den kompletten Bereich mit. Der Einfluß ist untenrum stärker, aber oben eben auch vorhanden.
Das andere Leerlaufsystem arbeitet abhängig: Es gibt nur eine "Spritleitung" vergaserintern, nämlich von der Spritkammer im Vergaser zur H-Nadel. Nun geht es nicht parallel, sondern seriell weiter, L bekommt seinen Sprit nicht direkt, sondern greift ihn nach der H-Schraube ab.
Bei dieser Variante ist es nun genau umgekehrt zum unabhängigen Leerlaufsystem, nun wird L durch H beeinflußt, dafür H durch L nicht:
Dadurch, dass L von H abzweigt, wird beim Abmagern oder Anfetten vom H-Bereich der L-Bereich entsprechend auch ungewollt angefettet oder abgemagert und man muss L evtl. nachregeln.
Wenn man an L dreht, beeeinflußt das natürlich den unteren Bereich, den oberen Bereich aber nicht: Bei weit offener Drosselklappe wird ja Sprit über L und H Düsen gezogen, wenn man nun z.B. L abmagert, dann kommt zwar weniger Sprit durch die Leerlaufdüse, der nun aber durch die serielle Anordnung bedingt für die Hauptdüse zur Verfügung steht und stattdessen durch diese gejagt wird. Es ändert sich so nur die Verteilung zwischen den beiden Düsen, die Gesamtmenge bleibt aber gleich.
In praktischer Hinsicht ist das abhängige System wohl besser. Der obere Bereich ist kritischer, lieber man muss L nachregeln aufgrund von H als umgekehrt. Und so kann man bei gleichbleibenden Betriebszuständen 1x H einstellen und das dann so lassen und beliebig an L rumschrauben für stabilen Leerlauf ohne Gefahr für H.
Also zur Fragestellung bei abhängigen System: L wirkt nur untenrum, also bis zu dem Punkt, wo auch Sprit über die Hauptdüse gezogen wird, ab dann hat Drehung an L keinen Einfluß mehr.
Und nochmal: wir reden hier vom Grad der Drosselklappenöffnung, nicht von Drehzahl oder Last. Natürlich stimmt das alles tendentiell überein, wenn ich weit aufreiß drehts schnell und ich reiß weit auf, wenn die Last hoch ist, aber anders kombiniert haut das so nicht hin. Ich kann Maximum gasgeben und die Maschine dreht fast nicht (niedrige Drehzahl) weil ich wie blöde drücke
Welches Leerlaufsystem man hat, kriegt man durch ausprobieren raus, also H bei Leerlauf mal zudrehen oder L bei lastfreier Maximaldrehzahl mal munter aufdrehen
Egal welches Leerlaufsystem man hat, bei beiden ist gleich: Mit L stellt man den Leerlauf ein (und teilweise den Übergangsbereich oder Teillastbereich, wobei hier hauptsächlich die Feder vom Regelhebel wirkt) und mit H den Lastbereich, also den Bereich zum Arbeiten. Und mit den Tiefenbegrenzern stellt man die Last ein