30. August 2018, 11:52 Uhr
Brände in Brandenburg
Forscher sieht verkohlten Wald als Chance
Ungefähr 400 Hektar Wald sind in Brandenburg verbrannt, Dörfer mussten evakuiert werden. Schuld sind auch die Kiefern-Monokulturen. Ein Forstexperte hat eine Idee, was mit den abgebrannten Flächen geschehen soll.
Meterhohe Flammen, tagelang glimmende Glutnester: In Brandenburg brannte zuletzt Wald auf einer Fläche von rund 400 Hektar. Der Geruch war zeitweise sogar in Berlin wahrzunehmen. Doch nach einem verheerenden Feuer muss der betroffene Wald nicht komplett abgeschrieben werden.
"Grundsätzlich kann sich der Wald über natürliche Entwicklungen wieder erholen", sagte der Naturschutzwissenschaftler Pierre Ibisch von der Eberswalder Hochschule für nachhaltige Entwicklung. Je nach Schädigung dauere es aber Jahrzehnte, bis wieder ein produktiver Wald entstanden sei.
Es hänge von vielen Faktoren ab, wie sich der Wald nach einem Brand entwickele - "wie stark hat das Feuer gewütet und wie sind die örtlichen Bedingungen", sagte Ibisch. "Der Boden nach einem Brand ist in der Regel nährstoffreich. Das ist gut für das Pflanzenwachstum." Im Totholz werde Wasser gespeichert, und es schütze den Boden.
Mechanisches Bearbeiten und Pflügen der Flächen solle nun unbedingt vermieden werden, sagt Ibisch. Wichtig sei auch, auf keinen Fall neue Monokulturen anzulegen. Jetzt gebe es die Möglichkeit, einen vielfältigeren Wald zu begründen.
Monokulturen brennen leichter
Brandenburg zählt zu dem Bundesland mit der größten Waldbrandgefahr. Das liegt unter anderem daran, dass die Regenmenge vergleichsweise gering ist. Es gibt aber noch einen Grund für das erhöhte Brandrisiko: Laut Potsdamer Forstministerium gibt es nirgends in Deutschland so viele Kiefern wie in Brandenburg - auf rund 70 Prozent der Waldfläche des Bundeslandes stehen die Nadelbäume.
Die Monokulturen aus Kiefern, die oft auf oft sandigem Boden wachsen, sind stärker waldbrandgefährdet als Laub- und Mischwälder. Ihre harzigen, trockenen Nadeln sind gutes Brennmaterial. So trocknet auch der mit ihnen bedeckte Boden schnell aus und fängt dann leicht Feuer.
Schon im 18. Jahrhundert war der Holzbedarf in Brandenburg groß, weshalb die im Mittelalter noch vorherrschenden Eichen und Buchen durch die genügsamen und schnell wachsenden Kiefern ersetzt wurden. Das setzte auch die DDR nach Ende des zweiten Weltkriegs fort. Seit Jahren arbeitet die Regierung nun daran, die Kiefernwälder nach und nach zu Mischwäldern umzubauen, doch der Wandel kostet Zeit.
Der Umbau hat neben der Waldbrandgefahr einen weiteren Grund: Die Grundwasserneubildung ist unter gemischten Wäldern größer als unter Kiefernwäldern.
Auch in anderen Regionen Deutschland arbeiten Forscher daran, den Wald auf Dürren vorzubereiten. Dazu testen Forscher für die Begrünung von Städten beispielsweise sogenannte Klimawandel-Bäume aus Regionen, in denen das Klima bereits heute so ist, wie es für unsere Breiten prognostiziert wird - also wärmer und mit mehr Trockenphasen.
jme/dpa
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