Hallo
Zitat:
Die moderne Landwirtschaft bringt leider für die Natur noch weniger, als eine Wohnsiedlung. Warum kann man dann von der Landwirtschaft nicht verlangen auch einen gewissen Prozentsatz der Fläche der Natur zu überlassen, oder extensiv zu bewirtschaften?
Hallo Peter, definiere mal "moderne Landwirtschaft"
Für mich ist auch der ganze "Biobereich" modern.
Vor kurzem stand dazu was in der Zeitung wo "Bio" mit "Konventionell" wissenschaftlich in Bezug auf die Umwelteinflüsse untersucht wurde.
Insgesamt schenkt sich das.
Wenn die gesamten Flächen zukünftig nach "unserem Biogedanken" bewirtschaftet würden, müssten mir unsere Nahrungsgewohnheiten massiv verändern. Ob trotzdem alle satt werden, die es bisher wurden, ist die Frage.
Auch stellt sich die Frage, wer die Mehrarbeit auf den Feldern machen soll.
Zitat:
Streuobstwiesen waren früher nie die ertragreichen guten Böden. Genauso wie die Ränder von Bächen oder Flüssen.
Bei manchen Diskussionen kommt einen der Eindruck, das genau da der größte Ertrag zu erwarten ist. Und plötzlich 40 Jahre alte Bäume ausgerissen werden, weil die Fläche so wertvoll ist.
Für die Landwirte waren die Streuobstwiesen früher eine Mehrnutzungsfläche, so wie die Fleckviehkuh eine Mehrnutzungskuh war. Apfel- und Birnenmost war das Altagsgetränk, viel Obst wurde eingelagert, eingekocht, eingeweckt, oder sogar dem Handel angedient. Das Gras wurde als Grünfutter für die Rinder und Schweine genutzt.
Ich kenne das als Kind und Jugendlicher noch alles.
Heute hat sich vieles verändert, nicht nur in der Landwirtschaft. Auch bei deinem Beruf möchtest du auf die Technik von Heute nicht mehr verzichten.
Straßenränder wurden vor 40-50 Jahren noch von den Landwirten gemäht un das Gras als Futter für die Tiere verwendet.
Das kann man heute nicht mehr wirklich mit gutem Gewissen tun, da von den Verkehrsteilnehmern sehr viel Müll entsorgt wird, den man nicht im Futter gebrauchen kann.
Streuobstwiesen sind hier in der Gegend, die Flächen um die ursprüngliche Bebauung und somit fast grundsätzlich als Bauerwartungsland zu bewerten und damit mindestens 10 x so wertvoll wie normales Grünland. Mit dem Umwandlungsverbot, wie teilweise gefordert, entspricht das sehr wohl einer Enteignung.
Zitat:
Ein Maisfeld ist für die Natur genauso wertvoll wie eine Autobahn. Ausgenommen Wildschweine, wo die Schäden ja der Jagdpächter übernehmen muss. Wenn diese Einstellung bei den Landwirten rauskommt, darf sich niemand über das "Bauernbashing" beschweren.
Als der Maisanbau hier aufkam, hatte er eine noch ganz andere Bedeutung als heute.
Damit wurde die Futtersicherheit für das Vieh erheblich verbessert, da durch die bei uns sehr häufige "Frühsommertrockenheit" die Versorgung mit Gras schwierig war. Mais ist gegen Trockenheit viel toleranter als Gras.
Auch Ackerbaulich spielte er eine nicht zu unterschätzende Rolle, da damit die Fruchtfolgen anders gesteuert werden konnte.
Klar kann man sagen, dass der Mais z. B. den Luzernenanbau stark zurückgedrängt hat. Aber Luzerne ist halt nicht einfach zu konservieren, ob als Silage oder Heu. Tägliches Futter holen ist bei Luzerne bei schlechtem Wetter problematisch, da sie sehr empfindlich auf Bodendruck reagiert.
Heute wird Mais auf Wunsch der Verfechter der "nachwachsenden Rohstoffe" in großem Umfang angebaut. Viele Viehhalter sind damals auf Grund der schlechten Milchtreise auf "Energiewirt" umgestiegen, haben viel Geld investiert und sind nun Gefangene des Systems, weil erstmal die Investitionen bezahlt werden müssen.
Diese von mir gemachten Aussagen stützen sich auf meine Beobachtungen, Gespräche und Erfahrungen der letzten 40 Jahre.
Ich bin selber auf einem Vollerwerbsbetrieb groß geworden. Als Kinder und Jugendliche waren wir in die Abläufe des Hofes eingebunden. Neben Schule, Ausbildung und Beruf, war es durchaus selbstverständlich auf dem Hof mitzuarbeiten.
Ich will es nicht "Kinderarbeit" oder "Familiensklave" nennen, wobei es sich manchmal durchaus so anfühlte
.
Es war eine harte Schule für das Leben, die mich auch stark geprägt hat. Ich schaue heute mit Dankbarkeit auf diese Zeit zurück und helfe meinem Bruder heute noch gerne auf Hof, Baustelle und Wald, wenn er meine Hilfe gebrauchen kann.
Gruß Clemens