Hallo,
mein Bruder bewirtschaftet am Ortsrand eine Streuobstwiese mit alten und jungen Bäumen. Letztes Jahr haben wir 4 noch nicht sehr alte Zwetschgenbäume entnommen, da sie so gut wie nicht trugen und sehr ungünstig an der Grundstücksgrenze standen, was mit viel Handarbeit bei der Grasernte verbunden war.
Als Ersatz wurden an entsprechend günstigerer Stelle Ersatzpflanzungen vorgenommen. Das anfallende Obst wurde immer als Eigenbedarf verarbeitet (Tafelobst, Mostobst) und bei entsprechender Qualität über den Lebensmittelladen eines Verwandten vermarktet. Der Rest kam als Rohstoff für die hofeigene Schnapsbrennerei ins Maischefass.
ICh selber habe die letzten Jahre oft frei genommen um mit dem Motormäher die Bäume auszumähen und das Gras mit dem Handrechen rauszurechen, damit der Schwader es aufnehmen konnte. Eine Knochenarbeit da teilweise auch recht hängig und der Motormäher oft mit Muskelkraft in der Spur gehalten werden muss.
So, jetzt hat mein Bruder Post vom Hauptzollamt bekommen. Da er im vergangenen Jahr mit seinem Sohn (Agrartechniker) als gleitender Übergang eine GbR gegründet hat, erlischt sein Brennrecht mit der Begründung "Betriebsübergabe an 3". Er hat gerade ein neues Brenngerät bestellt, da die alte Brennerei defekt ist und eine Reparatur nicht mehr lohnt.
Aussage meines Bruders in seiner
. Wenn der Widerspruch nichts bringt, werden die Bäume entfernt (ob er das so einfach darf ?). Die Gemeinde ist eigentlich seit Jahren scharf auf das Grundstück, da als Bauland hervorragend geeignet. Dann sind die Bäume auch schneller weg, wie man schauen kann, und um die Neubauten entstehen weitere Steinwüsten.
Der Hof ist seit über 300 Jahren im Familienbesitz, die 10. Generation ist als Hofnachfolger bereits mit in der Verantwortung. Mein Bruder sah es immer als Verpflichtung, das Erbe (dazu gehört auch ein gesunder Boden) für die nächsten Generationen zu erhalten. Aber ob es einer nächsten Generation überhaupt noch möglich ist, mit 100 ha und 100 Stück Vieh den Lebensunterhalt für eine Familie zu erwirtschaften, steht in den Sternen. Die 15 ha Wald sind im Moment auch nicht so der Knüller, seit letzten Sommer etwa 300 Fm Käferholz gemacht und teilweise im Schnitt für knapp über 20 €/Fm verkauft. Da ist der Stundenlohn nach abzug der Maschinenkosten weit unterm Mindestlohn. Mich wundert nicht, dass viele (auch die Komune) die Käferbäume einfach stehen lässt.
Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere, der sich hier sehr negativ gegenüber der Landwirtschaft geäußert hat, sein Geschriebenes noch mal überdenkt und sich einfach mal vor Augen hält, dass jeder andere auch möglichst viel für seinen Arbeitseinsatz auf sein Konto möchte.
So einen landw. Betrieb dauerhaft am Leben zu erhalten, ist mit entsprechenden Investitionen verbunden, die ja ebenfalls erwirtschaftet werden sollten.
Gruß Clemens