Moin,
zum Blauglockenbaum / Kiri-Baum / Paulownia ist zu sagen, dass diese Baumart einen sehr hohen Zuwachs hat. Außerdem ist der Wuchs gerade und es ist wohl recht einfach, da Furnierqualitäten zu erhalten. Es gab mal eine "Doku" bei Youtube über ein spanisches Unternehmen, das großflächige Plantagen mit Paulownia betreibt und da regelmäßig Furnierholz erntet. Das Holz ist sehr leicht und wird, meine ich mich zu erinnern, hauptsächlich für Sperrholzplatten etc. verwendet. Der Vorteil ist halt die sehr kurze Umtriebszeit. Wir haben bei uns auf einer älteren Windwurffläche mal 200 Stk. gepflanzt. Davon stehen noch 3. Die Baumschule hat uns damals sehr glaubhaft versichert, das die Pflanzen für Wildverbiss nicht anfällig wären. Es würde nur im 1. Jahr einmal verbissen und da man die Pflanzen nach dem 1. Jahr komplett zurückschneiden sollte, wäre das egal. War bei uns leider nicht so. Außerdem sind die Bäumchen sehr anfällig für Spätfröste.
Wenn du eine komplett freie Fläche hast und die Baumart ausprobieren willst: unbedingt gattern. Einzelschutz ist wegen der gigantischen Blätter nicht so empfehlenswert.
Ich würde eher auf
heimische Baumarten setzen, die mit Trockenheit zurecht kommen. Je nach Boden und Wasserversorgung würde ich
Traubeneiche mit Hainbuche pflanzen.
In tieferen Lagen, wo es nicht so kalt ist, wäre die
Edelkastanie (castanea sativa) auch eine gute Wahl. Auf Spätfröste reagiert sie aber empfindlich.
Wir haben auf 240 ha neben Traubeneiche und Esche die Edelkastanie als natürlich vorkommende Hauptbaumart. Gute Qualitäten werden in West- und Südeuropa als Ersatz für Eichenholz (vorwiegend als Bauholz) genutzt, schlechtere Qualitäten sind super für Zaunpfähle etc. Die Kastanie wächst ein ganzes Stück schneller als Eiche, hat aber weniger Splintholz und ist witterungsbeständiger (hier ist nur die Robinie noch besser).
Außerdem hat sie in der Jugend wenig Lichtbedarf. Habe vor ein paar Wochen noch Zaunpfosten geschnitten aus unterständiger Kastanie, die hat fast 50 Jahre unter Eichenaltholz gestanden. BHD ca. 15-20 cm... Wenn sie älter werden und in die 1. oder 2. Baumklasse vordringen, brauchen sie aber mehr Licht und Platz. Lässt man sie älter als ca. 80 Jahre werden, steigt das Risiko von Ringschäle enorm. Dann hast du irgendwann Stämme mit einem BHD von 1,20 m, kannst aber die unteren 4 m wegschmeißen. Da braucht man dann auch keine Zaunpfähle mehr draus machen
Ansonsten geht auf richtig trockenen Standorten schon noch einiges, halt mit geringen Zuwächsen. Hier mal ein Link, finde ich sehr interessant:
https://www.waldwissen.net/de/waldwirts ... rockenheit
In jedem Fall, denke ich, ist die richtige Mischung der Schlüssel zum Erfolg.
Außerdem ist es in meinen Augen gerade auf trockenen Standorten eine gute Idee, mit einem Vorwald zu arbeiten. Also auf einer Kahlfläche erstmal 4-5 Jahre nichts groß machen (höchstens Gassen anlegen). Dann kommen von alleine die Pionierbaumarten und ggf. auch Naturverjüngung. Dann weißt du schon mal, wohin die Reise geht und kannst deinen Vorstellungen entsprechend da, wo es nötig und sinnvoll ist, gezielt nachpflanzen. Die Pflanzen haben dann etwas besseres Mikroklima durch umstehende Birken, Pappeln, Erlen oder was auch immer da kommt. Da musst du dann natürlich hinterher sein bei der Pflege, weil zu viel Schatten ist bekanntermaßen auch wieder Käse...
Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich laufen übrigens seit einigen Jahren Versuche mit Birken. Da in Nordeuropa (Skandinavien, Baltikum) die Birke eine vielseitig genutzte Wirtschaftsbaumart ist, ist der Gedanke, die bei uns stärker zu nutzen, gar nicht so doof. Man muss halt die nötigen Qualitäten bekommen. Das bedeutet Pflege, Wertästung und vor allem ein Umdenken in der Forstwirtschaft und Holzindustrie. Letzteres ist bekanntermaßen das schwierigste
Wenn du feststellst, dass dein Standort so extrem trocken ist, dass die genannten Laubhölzer keine Chance haben, kannst du es noch mit Waldkiefer probieren. In den neuen Bundesländern gibts ja große Reinbestände, aber auch im Rhein- und Münsterlande hat man Kiefer in den 50er und 60er Jahren viel gepflanzt. Früher wurde das Holz viel im Bergbau verwendet, um die Stollen abzustützen. Da der Bergbau in Deutschland weitgehend eingestellt wurde, braucht jetzt kein Mensch mehr die Kiefern. In der DDR wurden die Kiefern außerdem zur Harzgewinnung genutzt. Macht heute aber auch kaum noch jemand.
Das schwierige ist, die richtige Lösung für deine Flächen zu finden. Fragst du 10 Leute, bekommst du 20 Meinungen. Und ob du am Ende die richtige Entscheidung triffst, wirst du höchstwahrscheinlich nie erfahren. Deshalb lass dir lieber ein, zwei Jahre mehr Zeit. Birken, Weiden und Erlen sind schnell abgesägt^^
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Gruß
Freddy
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: 192C; 194C; 200T; 261C; 044; 066; HS45; FS260; BG86
und auf der Arbeit: Husky 550 XPG Mk 2, Stihl MS500i