Hallo Michael,
zu bedenken ist halt auch, dass bei einem Gebrauchtkauf in dieser Altersklasse eigentlich immer Reparaturen einzuplanen sind. Zu Reparieren sind die Traktoren dieser Zeit meist relativ einfach und gerade bei den gängigeren Modellen sieht die Ersatzteilversorgung ganz passabel aus - aber schrauben können und wollen muss man schon.
Wir hatten hier seit 1979 einen McCormick D320 laufen - Einsatzzweck ähnlich wie bei Dir, im Jahr irgendwo zwischen 10 und 20 Ster Holz. Hauptsächlich um überhaupt in den Wald zu kommen (Waldweg mit PKW schlecht befahrbar), zum Holztransport (ca 7 km einfache Entfernung) mit Zweiachsanhänger, mal Hänger abziehen mit Stahlseil oder dann auch mal vor der Zapfwellenkreissäge.
Der Traktor ist extrem sparsam, bei o.g. Einsatz irgendwo zwischen 2-3 Liter/Stunde und schön leicht und wendig. Genügend Leistung auch für die Zapfwellenkreissäge. Forstseilwinde o.ä. geht hat nur sehr, sehr bedingt weil er viel zu leicht ist und die Hydraulik relativ schwach ist.
Seit Neuaufbau 1979 wenige Reparaturen fällig - Wasserpumpe, Keilriemen. Puffer an der Vorderachse. Elektrik-Problemchen. Dieselfilter-Probleme, mal ne Dieselleitung durchgescheuert.
Wichtig natürlich regelmäßig Öl wechseln, die alten Spaltfilter auswaschen, auch den Luftfilter auswaschen und neu mit Öl befüllen. Papierfilter hat der keine. Ganz wichtig auch regelmäßig abschmieren. Wie mein Vater immer sagte: "Die Flüssigkeiten sind das A und O. Solange da alles passt, läuft das Ding ewig..."
Trotzdem kam dann vor kurzem ein IHC 633 dazu. Warum? Kabine. Ordentlicher Wetterschutz und bequemeres Auf- und Absteigen. Servolenkung. Ordentliche Hydraulik = Forstseilwinde einsetzbar. Synchronisiertes Getriebe, d.h. evtl. trauen sich dann doch mal andere Familenmitglieder ran, im Gegensatz zum D320.
Als Kauftipps kann ich nur mitgeben: Neulackierung ist verdächtig, außer der Traktor wurde nachweislich umfangreicher neu aufgebaut. Es gibt leider sehr, sehr viele bauernblind aufgehübschte Wracks. Frisch gewaschen ist auch verdächtig. Bei der Probefahrt sollte der Traktor kalt sein - ebenfalls verdächtig, wenn er vorher bewegt wurde. Ansonsten natürlich das Übliche, also Wasser im Öl und umgekehrt (Blick in Verschlussdeckel). Kupplungsspiel und Abnutzung kontrollieren (Abwürgen in großem Gang). Getriebe samt Synchronringe (falls vorhanden). Lenkung von Anschlag bis Anschlag. Räder und -befestigungen. Elektrik. Hydraulik am besten mit Last. Zapfwelle. Differentialsperre. Bremsen, zusammen als auch je einseitig. Motormäßig natürlich Startverhalten vorzugsweise bei kaltem Motor und kalten Außentemperaturen. Warmfahren, raucht er aus der Kurbelgehäuseentlüftung/drückt es irgendwo was raus? Auspuffqualm bei warmem Motor? Kühlerkreislauf = funktioniert der Thermostat etc. Und so weiter...
Mein Neuerwerb stand stets trocken in der Garage und hatte den Dreck/Staub der letzten zehn Jahre dran. Dadurch sah man recht deutlich, wo was schwitzt oder auch nicht. Und ob geschmiert wurde oder nicht. Originallack. Probefahrt war bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit Kaltstart und ich habe alles o.a. geprüft. Lediglich der rechte Bremsautomat hat Probleme gemacht. Neuer TÜV vom Verkäufer, gekauft.
Aber - wenn man wie ich will, dass die Fahrzeuge technisch ordentlich in Schuss sind und man keine Überraschungen erleben will - geht es trotzdem nicht ohne weitere Reparaturen und mehr $$$:
- also erst mal Öle und Filter gewechselt
- Bremse rechts war verölt, Ursache bisher unklar, evtl. auch von drüberliegender Hydraulik geflutet (die Bremse war bestimmt 10 Jahre nicht offen); Bremsautomat verschmutzt und rostig, alles poliert und instandgesetzt, neue Beläge
- Bremse links auch verölt, Wellendichtring durch; gleiches Spiel wie rechts aber Wellendichtring getauscht (Frickelarbeit)
- im Nachhinein festgestellt, dass Blattfeder von Regelhydraulik gebrochen ist (hatte ich übersehen)
- Blinkerkontrollampe instandgesetzt, dazu muss Armaturenbrett runter etc
- Scheibenwischerschalter klemmt
- Stutzen um Ölpeilstab begann zu schwitzen -> neu abgedichtet (dazu erneut Ölwechsel)
- Lastarme Kraftheber schwitzen leicht, die muss ich noch neu abdichten
Kurzum: Unterschätze den Zeitaufwand und ggf. Extrakosten bei solch einem Fahrzeug nicht. Gut gepflegt laufen die Dinger wie unser D320 auch 40 Jahre ohne Probleme, aber bei einem Gebrauchtkauf steckst Du halt nicht wirklich drin.
Ansonsten denke ich nehmen sich die gängigen Modelle von IHC / Deutz etc nicht viel. Deutz ist halt u.U. durch den luftgekühlten Motor vorne noch etwas leichter und ich persönlich hätte für die Waldarbeit definitiv nichts leichteres als den D320 haben wollen. Bei IHC ist auf alle Fälle zöllisches Werkzeug ratsam.
Kostenmäßig kommt es sehr viel drauf an wie wichtig die Optik ist - technisch solide aber optisch eher verbrauchte Fahrzeuge in der Klasse wie der D320 sollten bei ca. 2500 EUR beginnen. Je originaler und optisch besser, desto teurer, auch gerne deutlich jenseits 5000 EUR. Gesuchte Modelle natürlich ebenfalls deutlich mehr.
Ich habe den Gebrauchtmarkt in letzter Zeit etwas intensiver beobachtet und wage zu behaupten, dass viele Fahrzeuge entweder komplett fertig sind oder bauernblind aufgehübscht. Ein gutes Fahrzeug zu einem guten Kurs zu finden braucht schon Zeit, dann auch eine Portion Glück und schnelles Zuschlagen, die Nachfrage ist groß. Und wie gesagt, ganz drinstecken tust Du eh nie - Schrauben sollte also mit eingeplant sein.
Gruß,
Thomas
_________________ CA 113 112 black & white
MS200, 026
555
1956 IHC McCormick Farmall D320
1985 IHC 633
1962 Blumhardt GF3
Tajfun EGV 45A, Scheppach HL1800GM, Posch WZ 700
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