Liebe Leute an den Sägen,
wie angekündigt einige Erklärungen zu den von mir erwähnten neuen Schnitttechniken.
Der Würzenschnitt.
Bei stark rückhängenden Bäumen, die nur mit der Seilwinde gefällt werden können, haben wir häufig mit der Problematik einer zu früh reißenden Bruchleiste zu tun, bevor der Baum aufgerichtet u. über seinen Schwerpunkt gezogen ist.
Mit dem Würzenschnitt - in der Schweiz entwickelt- gibt es die Möglichkeit über einen Gelenkpunkt die Bruchleiste soweit zu entlasten, das der Baum sicher zu Boden gebracht werden kann.
Wie bei jeder Seilwindenunterstützten Fällung muss das Zugseil in ausreichender Höhe, mit einer Leiter, Aufstieg mit Steigeisen oder mit Schubstangen („Weilburger Starkholzverfahren“) angebracht werden. Eine Sicherheitsaufstellung sollte selbstverständlich sein.
Das Seil wird leicht vorgespannt, bevor die eigentlichen Fällschnitte beginnen.
Absolut wichtig für das Gelingen dieser Fällmethode ist die Beurteilung des Faserverlaufs bei stark rückhängenden Bäumen, um ein „Totschneiden“ bzw. eine zu schwache Bruchleiste zu vermeiden. Ein Fehler, der bei Rückhängerfällungen häufig auftritt. (siehe Grafik)
Eine Vorgehensweise wäre, den Fallkerb u. Würzenschnitt so hoch anzulegen, dass wir uns im geraden Faserverlauf u. in der Stammwalze befinden. (Fotos v. Peter -WBS Goldberg)
Bei Fallkerb u. Würzenschnitt im Stammfuß bietet sich folgende Methode an:
Zuerst schneiden wir auf einer Seite in Fällrichtung den Wurzelanlauf bei (wie beim Kastenschnitt), um später den Faserverlauf im Bereich der Bruchleiste beurteilen zu können. Als nächstes wird der Fallkerb, etwas erhöht (damit der Würzenschnitt noch ausgeführt werden kann) so geschnitten, das er sich in der Stammwalze befindet. Der Fallkerbwinkel muss möglichst groß sein, 60° u. darüber, um dem Baum eine möglichst lange Führung zu geben. (Wenn man einen 15° rückhängenden Baum aufrichtet, hat sich ein 60° Fallkerbwinkel logischerweise schon auf 45° verkleinert.)
Bevor als nächstes der Würzenschnitt angelegt wird, muss der Faserverlauf von der Fallkerbsehne nach unten (häufig schräg nach vorne) beurteilt u. notfalls markiert werden. Angepasst an diesen Faserverlauf wird nun parallel zur Fallkerbsehne schienenbreit mit der Motorsäge auf die ganze Länge durchgestochen.(falls die Schienelänge nicht ausreicht, auch von der anderen Seite)
Der zweite Schnitt erfolgt schräg von oben um einen Keil herauszuschneiden.
Als nächstes wird mit einem Sicherheitsfällschnitt die Bruchleiste u. das Stützband herausgearbeitet, - Keil setzen, das Stützband durchtrennen und den Baum umziehen.
Falsch!
Richtig!
An dieser Stelle möchte ich unbedingt darauf hinweisen, das dies keine Anleitung im Sinne „jetzt kauf ich mir ne Motorsäge u. fälle Rückhänger mit Seil u. Würzenschnitt“ ist.
Meine Erklärungen sind für Profis gedacht, die berufsmäßig u. mit langer Erfahrung in diesem Metier unterwegs sind. Sie ersetzen auch keine Lehrgänge zu diesen Themen.
Mir stellen sich manchmal die Haare zu Berge, wenn ich auf Fotos in diesem Forum Leute sehe, die noch nicht einmal eine komplette Schutzausrüstung tragen bzw. sie richtig nutzen. ( Liegendes Holz schneiden, mit Helm auf, aber mit nicht heruntergeklappten Visier u. Gehörschutz – da kann man den Helm auch gleich zu Hause lassen!)
Gutes Sägen………….
P.S. Zu V-Schnitt, Brückenschnitt usw. demnächst mehr - wenn’s zeitlich passt.