Hallo zusammen!
Bin sonst nur stiller Mitleser, aber jetz muß ich mir mal meinen Frust von der Seele schreiben:
Nach längerer Motorsägenabstinenz wurde mir ein Nebenjob bei einem größeren Forstunternehmer angeboten.
Motomanuelle Beifällung zum Harvester.
Habe vor einigen Jahren regelmäßig im Forst gearbeitet. Neben Durchforstungen und Holzernte hab ich monatelang Windwurfaufarbeitung und (windenunterstützte) Problemfällungen gemacht, außerdem regelmäßig Präzisionsfällungen im Gala-Bau. In den letzten Jahren hab ich nur noch gelegentlich im Privatbereich für Kleinwaldbesitzer einige Bäume umgelegt.
Das Fällen hab ich nicht verlernt...
Jetztiger Auftraggeber war der bay. Staatsforst. Mein Chef hat mir vorher gesagt, daß dort regelmäßig Stockkontrollen durchgeführt werden und größter Wert auf Bruchleiste und -stufe gelegt werden.
Muß zugeben, daß ich, nach der langen Pause, am ersten Tag körperlich völlig überfordert war:
Bei 30 Grad ganze Ausrüstung rumschleppen und eine 461er
ist kein Leichgewicht...
Die Fichten hatten Stammfußdurchmesser von z.T. ü120cm.
Ich habe, um keine Fehler zu machen alle Bäume per Kastenschnitt mit Stützband gefällt.
Bruchleiste und Stufe hab ich mit Kreide angezeichnet.
Die Fällschnitte haben sich zwar oft nicht sauber getroffen, aber sowas sehe ich als Schönheits- nicht als technischen Fehler.
Nach 2 Stunden war ich mit den Kräften am Ende: Es ging mit den Krämpfen los...
Vier Stunden später hab ich eingesehen, daß gar nix mehr geht und aus Sicherheitgründen aufgegeben.
Die wenigen Bäume, die ich geschafft habe lagen alle dort wo ich sie haben wollte.
Außer dem letzten:
Den hab ich, obwohl ich schon zu fertig war, nur noch mitgenommen, um die eine Ecke fertig zumachen.
Der Fällkerb war nicht ideal, aber ich wollte nicht mehr nachschneiden und hab gehofft er geht vorbei.
War doch zu knapp:
Gnadenlos aufgehängt...
Der Chef war von den Stöcken entsetzt:
Meine Kreidemarkierungen gehen gar nicht!
Kostet viel zu viel Zeit!
Sieht nach dilettantischer Lehrlingsarbeit aus...
Der Kastenschnitt gilt als beidseitig totgeschnittene Bruchleiste!
Bei sowas reißt ihm jeder Einsatzleiter den Schädel runter!
Am zweiten Tag waren die Kräfte wieder da!
Die Bäume waren dort deutlich schwächer: BHD max.50cm.
Nach der vorherigen Kritik habe ich nur noch per Fächerschnitt gefällt.
Da der Bestand noch etwas dichter war, sind mir einige Bäume leicht hängen geblieben.
Kein Problem:
Hab per Brückenschnitt einen Drehzapfen geschnitten und sie mit dem Wendhaken runtergedreht.
Leider hab ich wieder zwei Aufhänger produziert.
Einer war meine Schuld, der andere Pech:
Beim Abdrehen ist er im letzten Moment zurückgefedert, hat sich um 180° gedreht und hing dann voll in einem anderen Baum...
Ohne Maschine war da nix mehr zu machen.
Außer den Aufhalter umzuschneiden natürlich...
Dazu war ich zu feige...
Also mußte Scheffe mit dem Harvester ran...
Anschließend die Manöverkritik:
Maschine wegen einem Aufhänger holen, das kann nicht sein.
Seine Leute lösen solche Probleme selbst...
Meine Drehzapfen werden als gnadenlos totgeschnitten gewertet!
Das darf ich also auch nicht...
Wie radikal ich mir aber vorher meine Lücken freischneiden darf, hat er mir leider erst dannach gezeigt:
Zwei große, nicht markierte (!) rausnehmen um einen mitteren durchzubringen geht in Ordnung!
Wenn ich sowas bei meinem letzten Chef gebracht hätte...
Und der wußte genau, daß wir die selben Spraydosen haben wie er...
Meine Stückleistung war natürlich auch noch viel zu gering!
Das darf kein Revierleiter sehen!
Seine anderen Beifäller schaffen 250-300 Bäume pro Tag...
Daß ich da im Moment nicht mithalten kann ist ihm klar.
Er will zwar weiter mit mir Arbeiten und hat vollstes Verständnis dafür, daß ich erst wieder etwas reinkommen muß.
Auch hatte er persönlich überhaupt kein Problem mit meinen Stockbildern.
Den Ärger machen seine Auftraggeber!
Also die Einsatzleiter beim Staatsforst.
Die drehen durch, wenn sie sowas sehen und er bekommt keine Aufträge mehr.
Eine langsame, aber korrekte und sichere Arbeitsweise ist unprofessionell und wird nicht akzeptiert!
Dort Einarbeiten kann er mich also nicht lassen.
Obwohl er mir sehr gerne die Chance geben würde.
Aber die Gelegenheit bekomme ich erst, wenn er wieder im Privatwald zu tun hat.
Hat ihm sichtlich Leid getan, nicht nur weil er extem unter Personalmangel leidet, sondern auch weil wir uns sehr gut verstehen.
Ich finde es erschütternd, daß ausgerechnet im Staatwald, so ein Druck auf die Unternehmer ausgeübt wird!
Das mit den Stockkontrollen geht ja auch irgendwie in Ordnung!
Aber dann sollte der Kontrollierende auch soviel Fachkenntniss mitbringen, um einen Kastenschnitt oder Drehzapfen von einer totgeschnittenen Bruchleiste auseinander halten zu können!
Und wie schnell seine Leute arbeiten, sollte ja wohl der Unternehmer entscheiden dürfen.
So wird mir eine sicher Arbeitsweise untersagt!
Grüße
Holzfuchs78