Sinawali, weil ich keinen Kernbohrer in der für Bäume nötigen Länge habe, kann ich bei vermuteter Kernfäule auch nur mit senkrechter Schiene einstechen und mache das auch, wenn ein Verdacht besteht.
Und richtig, die ihr Geld mit Holzfällen verdienen, nehmen sich normalerweise nicht die Zeit, lange herumzuüberlegen, bevor sie an zu schneiden fangen. Sie sind ja sooo erfahren... Wenn dann ein Unfall passiert, kommt der Gutachter von der BG und weist fahrlässiges Verhalten nach.
Mir ging es nur darum, dass bei jedem Baum eine vollständige Baumansprache und die Auswahl der passenden Fälltechnik/Hilfsmittel alle Deine genannten Beispiele einschließt. Als Selbstwerber habe ich keinen Zeitdruck. Da kommt es durchaus vor, dass Stihlecht und ich 10 Minuten in den Baum peilen und dabei diskutieren, wie wir ihn umlegen wollen. Und wir fangen bei problematischen Bäumen nicht an, bevor wir nicht einen brauchbaren Plan B haben. Wenn es den nicht gibt, dann lassen wir den Baum halt stehen. Auch ein Vorteil gegenüber dem Profi.
Ichipan, gegen Vollzitate, in die Antworten eingebaut werden, hat das Team nix.
Klugscheißerei? Ja, vielleicht. Man könnte es auch "die reine Lehre" nennen. Sehr viele Faktoren haben einen (mehr oder weniger großen) Einfluss darauf, wie ein Baum fällt. Die einen gehören zur Baumansprache und die anderen zur Wahl der passenden Fälltechnik. Wer nur die augenfälligsten Faktoren berücksichtigt, wird häufiger Überraschungen ("Damit habe ich jetzt nicht gerechnet") erleben als jemand, der im Kopf eine vollständige Liste abarbeitet. Letztens in MHG habe ich Deula-Peter erlebt, wie er Leuten, die nie zuvor solche Kaliber geschnitten haben, das sichere Fällen von ausgewachsenen Pappeln beigebracht hat. Das dauerte für einen Baum deutlich über eine Stunde und jeder Aspekt wurde in Ruhe besprochen und ausgeführt. Am Ende lag der Baum genau da, wo er hin sollte. Kaputt gegangen ist nur ein Zollstock.
Sehr imponierend und lehrreich.
Plötzliche Windböen bei relativer Windstille gibts bei uns im Flachland nicht. Wenn der Wind die Kronen deutlich schaukelt, säge ich nicht mehr. Wieder ein Vorteil des Selbstwerbers gegenüber demjenigen, der mit Holz Geld verdienen muss.
Zum toten Spargel ohne Krone: dass der Baum durch die Trocknung sprödere Fasern , vielleicht sogar einen morschen Kern hat, fast senkrecht steht und mangels Gewicht im oberen Bereich kaum Schwung beim Fallen bekommt, berücksichtigst Du doch wohl auch bei der Baumansprache und Wahl der Fälltechnik. Eine Möglichkeit wäre, die Winde zu benutzen. In Euren Steilhängen ist das häufig schwierig und kostet Zeit. Wenn Dir in der Situation es sicher genug erscheint, erst mit normaler Bruchleistenstärke zu schneiden und als Plan B mit Keilen und vorsichtigem Schwächen der Bruchleiste zu arbeiten, geht das für mich in Ordnung. Was völlig anderes wäre es, wenn Du 10 mal im Jahr davon überrascht würdest, das der senkrecht stehende, trockene Baum ohne Krone bei 10-prozentiger Bruchleiste nicht fällt, und dann erst anfangen würdest zu überlegen, wie es nun weitergehen soll. Dann stimmt nämlich mit Deiner Baumansprache und der Auswahl der Fälltechnik etwas nicht.