Zitat:
also liegt der Mangel an Nachhaltigkeit nicht an der Säge selbst, sondern an den Leuten, die diese nicht reparieren können/wollen.
Jein.
Ich weiß schon was Du sagen willst, halt analog zu "es gibt keine schlechten Kinder, es gibt nur schlechte Eltern"
Es treffen halt Angebot und Nachfrage aufeinander.
In den 60er, teils 70er Jahren wurde Qualität und Langlebigkeit nachgefragt, Qualität produziert, der daraus erhöhte Preis akzeptiert. Spätestens seit den 80er Jahren hat sich das gewandelt. Der Einkaufspreis soll möglichst niedrig sein. Deshalb weg vom stationären Handel, ab ins Internet. Dort Preisvergleichsschleuder angeworfen. Im Zweifel in China direkt geordert. Die Qualität und Langlebigkeit wurde sekundär.
Klar schimpfen heute auch einige Leute aus Verbrauchersicht auf die Hersteller. Für mich ist der Großteil der Problematik sehr eindeutig nachfragebedingt. So wie bei Fleisch halt auch. Der Großteil der Leute achtet primär auf Preis, deshalb wird primär Fleisch der Kategorie 1 Stallhaltung gekauft und somit genau dieses auch produziert. Bio / Kategorie 4 wird weit weniger nachgefragt, demnach auch produziert. Der Hersteller kann nicht vermehrt Dineg anbieten, die nicht nachgefragt werden, er bleibt drauf sitzen.
Und freiwillig eine höhere Qualität als nachgefragt anbieten, macht keinen Sinn.
Ein Fernseher hat früher 30 Jahre gehalten. Qualitätsmerkmal. Ein Fernseher von heute wird wohl eher selten länger als 10 Jahre halten. Braucht er auch nicht. Weil der Kunde diesen vorher freiwillig bei voller Funktion wegwirft. Weils was neues besseres gibt (SD -> HD -> FullHD -> 4K ->8K -> 16K...). Warum sollte eine Hersteller dann was Langlebiges liefern, wenn das Gut diese Zeit nie erleben wird? Handys/Smartphones die gleiche Geschichte.
Und Chinasägen eben auch.
Warum ein Jein von mir? Man muß die Art von Defekten unterscheiden. Wartungsteile braucht man so oder so, also sowas wie Benzinfilter, Luftfilter, Zündkerze, Kupplung. Dann sowas wie Ersatzteile, ein neuer Vergaser, Gestängeteile, Kettenraddeckel usw.
Ein für mich typischer Defekt von Billigstgeräten schaut aber so aus: Es wird nicht ein Wartungsteil oder Ersatzteil defekt, sondern an der 'zentralen Einheit' bricht an einer kritischen Stelle ein Kunststoffteil. Bruch, Riß, abgebrochen, was weiß ich. Jetzt kann man mit viel Müh und Not und Improvisation entweder mit einem zufällig passenden Kunststoffkleber, Epoxydharz oder Kunststoffschmelz- und -schweißtechniken irgendwas noch retten, oder eben nicht.
Diese Art von Defekten gibt es bei Markengeräten eher selten.
Wer sich mit Geräten auskennt, kann bei Begutachtung im Neuzustand meist schon prognostizieren was zuerst den Geist aufgeben wird im Sinne des Todesurteils des Geräts
Manchmal hat man schon den Eindruck, dass die Schwachstelle mutwillig so eingebaut wurde.
Das is dann die Ecke, wo ich dem Käufer keine Schuld geben würde. Da wird teilweise gemurkst ohne einen Hintergrund. Die Produktionskosten wären durch ein stabileres Design auch nicht höher gewesen, also einfach andere Formgebung usw.
Was man auch sagen muß: Oftmals sind die Billiggeräte zu 0% auf Reparaturfreundlichkeit ausgelegt. Wo andernorts geschraubt wird, wird hier genietet. Oder statt Gehäuse verschraubt, einfach zusammengeschmolzen wie 2 Hälften eines Überraschungseis. Soll man dann aufdremeln und mitm Lötkolben wieder zusammenschmelzen...? Nein, soll man nicht. Man soll es wegwerfen.
Bei Markengeräten wird auch Kunststoff verwendet. Aber den gibt es halt in sehr vielen Qualitäten.
Markengeräte sind gut dokumentiert. Es gibt offizielle Reparturleitfäden und es gibt viel Erfahrung und Unterstützung im Forum.
Das Billiggerät wäre, wie schon mal erwähnt, was die Reparatur anbelangt, eher was für den geschickten Handwerker und Bastler. Weil derjenige Erfahrung mit so Geräten im allgemeinen hat, das Werkzeug hat und vielleicht auch mal ohne Anleitung / Forumsunterstützung usw. was reparieren kann.
Aber da beißt sich die Katze in den Schwanz: Derjenige mit der Erfahrung und Begabung kauft sich so einen Schrott erst gar nicht und setzt lieber auf Qualität. Und derjenige, der sowas kauft, verfügt oftmals nicht über die Mittel und Erfahrung zur Reparatur.
Mal abgesehen von Ausnahmen treffen da schon Entsprechungen aufeinander. Selten arbeitet ein Vollprofi mit Billigstschrott, selten arbeitet ein absoluter Laie mit Megaprofiequipment (im übrigen gilt das nicht bei allem, ein Fiat Panda Fahrer kann ein weitaus besserer Fahrer als ein Mercedes SLK Fahrer sein, wobei, ich weiß schon, hat ein SLK wirklich eine besserer Qualität als ein Panda?
).
Die Billigware ist tatsächlich fürs Baldwegwerfen produziert. Mancheiner kann die Uhr länger ticken lassen als vorgesehen, aber das gilt für das Profigerät auch.
Bei mir läuft die Kaufentscheidung so ab:
1. Brauch ich so ein Gerät überhaupt wirklich oder kann ich auch alternativ ohne das Gerät arbeiten?
2. Muß ich selber so ein Gerät dauerhaft besitzen oder kann ich mir sowas ein zweimal ausleihen und das wars?
3. Falls ich es haben muß: Gibt es zwingende Gründe für ein Neugerät?
4. Falls Neugerät: Festlegung nach vernünftigen Preis-Leistungsverhältnis (also selten Billigstschrott und selten Höchstqualitätsstufe).
Bei dieser Kette komm ich persönlich selten bis 3 oder 4.
Ich komme mit dem aus, was ich habe, und was ich habe, wird erhalten. Und das geht eben nicht mit beliebigen Qualitätsstufen. Meine Stihl 034 Super hat jetzt 30 Jahre aufm Buckel und ich werde ihr weitere 30 Jahre aufbrummen, da hab ich keine Sorge.
Wenn man alle Ersatzteile und Reparaturen dann auf die 60 Jahre umlegt, kommt pro Jahr nahezu nix dabei raus.
Wie ich auch schon angemerkt habe, das Billigsegment hat nur einen Trumpf, den Preis. Und selbst der Trumpf sticht auf lange Sicht nicht. Weil es nicht nur um den Einkaufspreis geht.
Das Billigsegment ist nur ein Abbild des modernen Lebens: Immer schneller und günstiger produziert, immer schneller weggeworfen. Turbokapitalismus halt. Und eben rein auf Wachstum ausgerichtet. Durch das Billigsegment können neue Käufer gewonnen werden, die eigentlich nie eine Kettensäge gekauft hätten oder hätten haben wollen. Irgendwann ist alles so günstig, dass sich jeder alles leisten kann (in der untersten Qualitätsstufe).
Ich bleib bei meiner Sichtweise und behaupte weiterhin: der Großteil der Chinasägenbesitzer wäre auch ganz gut ohne diese Geräte zurechtgekommen. Mit einer Handsäge. Mit einem Leihgerät. Mit einem aushelfenden Kumpel. Mit einem Gebrauchtprofigerät. Mit einem Neuprofigerät welches nach Gebrauch weiterverkauft wird.
Der Planet ist nur durch 'weniger' und nicht durch 'mehr' noch zu retten.