Dass man als Forstarbeiter gelegentlich dem Sensenmann von der Schaufel hüpft ist allgemein bekannt.
Gestern war es bei mir mal wieder so weit, als beim Zufällen für den Harvester eine gut 35m hohe Fichte (BHD 90) beim Fällschnitt durch leichten Rückenwind 6-8m längs aufgerissen ist und nach hinten zum Schlag ausgeholt hat. Der Harvesterfahrer und mein Kollege sahen das Schauspiel aus der Entfernung und standen mit offenem Mund da...
. Hätte ich das Handy dabei gehabt hätte ich von dem Ergebnis ein Bild gemacht.
Moral von der Geschichte: Das Anlegen der Rückweiche wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen, den Baum und die Schnittfuge beim Fällschnitt immer im Auge behalten. Ich muss zugeben, dass es etwas von Fließbandarbeit hat dem Harvester wochenlang Käferfichten zuzufällen, das lässt einen tranig und bräsig werden. Aber die Nummer war wieder ein schöner Wachrüttler.
Aber der haarigste Zwischenfall in 7 Jahren Forstarbeit war am 04.05.2021.
Damals noch mit der 462, stehend Vorasten einer ganz schwachen aber extrem astigen Buche von vielleicht 8cm Durchmesser, die in meiner Rückweiche stand. Als ich mit der Säge einen Ast abschneiden will um ordentlich an den Stamm zum Abschneiden zu kommen hakte plötzlich ein Zahn der auslaufenden Kette (Schienenoberseite) irgendwo im Holz ein, ließ die Buche nach vorne weg und dann zurück schnippen. Dabei schlug sie genau mit einem Astansatz am Stamm mit voller Wucht vor die einlaufende Kette (Schienunterseite) bei knapp Halbgas. Dadurch schlug mir die 462 mit so einer Wucht und Geschwindigkeit zurück, mir vor den Kopf. Aus irgendeinem glücklichen Zufall hab ich scheinbar meinen Helm genau im richtigen Winkel getroffen, sodass es mir den Kopf direkt nach hinten gehauen hat, den Helm nach oben weg und die Säge wieder nach unten.
Hier sieht man schön, wo die Säge eingeschlagen ist.
In dem Moment war mir, als hätte mir jemand eine reingehauen, so eine Wucht hatte der Aufprall. Das ganze geschah im Bruchteil einer Sekunde, also keine Chance, da irgendwie drauf zu reagieren. 2-3 Sekunden war ich kurz neben der Mütze bis ich mitbekam wie hinter mir der in seine Einzelteile zerlegte Helm auf den Boden gepurzelt ist.
Mir passierte bis auf den Schlag absolut nichts, kein Kratzer am Lack.
Das wirklich schockierende ist, dass die eigentlich trägheitsauslösende Kettenbremse NICHT reingegangen ist. Bei so einem harten Rückschlag. Für mich echt ein absolutes Unding. Sie war nicht festgekeimt oder defekt, das weiß ich. Bei anderen Sägen wie der 261 oder der Husky 562 reicht ein kleiner Kickback wenn man beim Ausasten irgendwo aus Versehen mit der Spitze drankommt, um sofort die Bremse auszulösen...
Meine dringende Bitte an alle, die das ganze bisher vielleicht nicht ganz so eng sehen:
Bitte setzt IMMER einen Helm auf, wenn ihr mit der Motorsäge arbeitet! Und prüft immer, ob eure Kettenbremse sowie die anderen Sicherheitseinrichtungen eurer Säge funktionieren.
Hätte ich keinen Helm getragen, hätte ich mir den Schädel wahrscheinlich halbiert.
So danke ich dem Herrgott, dass nichts weiter passiert ist und ich hier nach wie vor im Sessel sitzen und das ganze schreiben kann
.
LG